OW Programm 2023 – Text und Bilder von der Künstlerin Tita Gronemeyer

Vor 175 Jahren
Der König in Tracht

Nach dem schmachvollen Rücktritt Ludwig I. wird sein Sohn Maximilian 1848 zum bayerischen König gekrönt.

Es sind turbulente Zeiten. Die von Hof und Stadt nicht goutierte Affäre Ludwigs mit Lola Montez mündet in die Märzrevolution, die Bevölkerung ist unzufrieden. München wächst rapide, der Hauptteil der Zugezogenen stammt aus Bayerns Provinz. Bürgerrechte sind schwer zu erhalten und die Armut wird immer größer.

Maximilian II. fällt die Regentschaft nicht leicht. Eher scheu, nüchtern und wissenschaftsorientiert schart er viele Ratgeber um sich, vor allem namhafte Historiker und Naturwissenschaftler. Er selbst sieht sich als Bürgerkönig. Mäßigung in Allem ist seine Devise, um die große Unruhe im Volk zu bändigen. Das Hauptinteresse des Königs liegt auf Forschung, Geschichte und Bildung. In ihm wächst der Gedanke, das Nationalbewußtsein seiner vielstämmigen Bevölkerung zu wecken: Die bayerische Identität soll durch Förderung von Brauchtum, Tracht, Volksmusik und Dialektpflege gestärkt werden. So gehört auch der Mundart pflegende Dichter und Mineraloge Franz von Kobell zu Maximilian II. persönlichem Umfeld. Schon bei der Hochzeit des Kronprinzen Maximilian mit der preußischen Prinzessin Marie im Oktober 1842 werden gleichzeitig 35 ausgesuchte, in Tracht gekleidete Brautpaare aus allen Regionen Bayerns in München getraut. Nach dem gemeinsamen Festmahl im Rathaus zieht die Hochzeitsgesellschaft zu Ehren der Königsfamilie auf die „Wiesn“.

Vor 175 Jahren Der König in Tracht.

König Maximilian II. trug gerne und mit Stolz die bayerische Tracht.

Bei seinen vielen Reisen in die bayerischen Berge tauscht Maximilian II. das höfische Gewand gegen Janker und Kniehose. Das Oktoberfest besucht er regelmäßig. In seine Regierungszeit fällt auch ein spektakuläres Ereignis: Die wundersame Verwandlung von Kanonen in Kunst. Denn auf der westlichen Anhöhe der Theresienwiese wird im Jahr 1850 die von Ludwig I. initiierte begehbare Bavaria mit ihrem Löwen errichtet. Über 1.500 Tonnen türkisches Kriegsgerät werden so zur unübersehbaren Symbolfigur Bayerns.