OW Programm 2023 – Text und Bilder von der Künstlerin Tita Gronemeyer
Der ungekrönte König der Schausteller
Carl Gabriel (1857 – 1931)
Carl Gabriel, geboren 1857 als Schaustellersohn in Schlesien, kommt 1892 nach München. Hier beginnt er den Aufbau seines umfangreichen Unternehmens.
Das erste Oktoberfestgeschäft ist die Hexenschaukel im Jahr 1894. Bekannt wird Gabriel mit seinen Völkerschauen. Auf großem Gelände präsentiert er fremde Kulturen, meist aus dem arabischen und afrikanischen Raum. Er nutzt dafür auch die Kooperation mit John Hagenbeck aus Hamburg. Als einer der ersten Kinobetreiber macht er sich einen Namen – nicht nur in München, wo heute noch seine Sendlinger Tor Lichtspiele existieren, seit 110 Jahren.
Gabriels wohl bekanntestes Unternehmen entsteht 1902: das Hippodrom. Im Inneren der Festhalle liegt zentral eine Reitbahn mit 25 eingerittenen Pferden. Unter kundiger Anleitung können Mutige sich ausprobieren – zur Gaudi der Zuschauer, die außenherum an fein gedeckten Tischen sitzen. Vor der Pracht-Reitbahn lockt ein schick gekleideter Rekommandeur weiteres Publikum zum „Hereinspazieren“. Den Franz Halmanseger (1920 – 1962) kennt ein jeder.
Aus Gabriels langer Projektliste gegriffen sei das auch heute noch sich drehende Teufelsrad, mit dem der Großschausteller sich 1910 bewarb. Bemerkenswert ist das große Engagement des Unternehmers für die Berufsstandsvertretung der Schausteller: bereits 1897 gründet er die Münchner Sektion des international agierenden Vereins dieser „Zunft“. Der ungekrönte König des Schaustellergewerbes stirbt 1931 in München.
